Abfahrt von Havanna

 

Am 4. Januar ging es endlich los. Wir konnten schon um 7 Uhr frühstücken weil wir noch vor der großen Hitze ein paar Kilometer fahren wollten. Aber wir hatten Glück, in der Nacht hat es ein wenig geregnet und der Morgen war bewölkt und wir hatten nur etwa 23 Grad was die erste Tour recht angenehm machte. Eigentlich hatten wir uns noch mit Sven verabredet aber er war leider noch nicht am vereinbarten Treffpunkt so dass wir nach einer Weile dann doch losfuhren. Es ging zuerst mal aus der Stadt raus was für eine Stadt wie Havanna nicht mal in ein paar Minuten erledigt ist. Gefühlt nach etwa vier Stunden sahen wir die ersten grünen Felder und waren also aus der Stadt. Wir hatten uns entgegen unseren Plänen doch für eine recht lange Tour entschieden. Normalerweise fangen wir recht gemütlich was die Anzahl der Kilometer angeht an. 50 km sind normal drin, heute haben wir 76 km angepeilt. Aber die äußeren Bedingungen waren recht gut so dass wir die Strecke durchaus schaffen könnten. 

Eine große Herausforderung ist die Versorgung mit Lebensmitteln. Natürlich vor allem für die Kubaner aber auch für uns. So verbrachten wir die ersten Stunden damit Trinkwasser für uns zu besorgen. Erst nach 2 Stunden fanden wir einen Stand an dem wir Wasser kaufen konnten. Ebenfalls fanden wir auch noch einen kleinen Laden der uns ein paar Brötchen verkaufte. Am Tag zuvor hatten wir uns in Havanna in mehrere Läden, in denen man nur mit Karte einkaufen konnte mit einigen Dingen versorgen können. 

Nicht nur in Havanna auch auf dem Land sieht man überall lange Schlangen vor irgendwelchen Läden ob groß oder klein. Es ist schon immer wieder eine große Herausforderung für die Leute (und natürlich auch für uns) anzustehen und dann festzustellen dass das Produkt gerade wieder aus ist. Interessant dabei ist die Methode wie sich die Leute anstellen. Es sieht im ersten Moment gar nicht so gesittet aus aber man kommt an die Schlange, oder das was man dafür hält heran und ruft laut: „Ultimo“ und der letzte in der Schlange gibt sich zu erkennen. Dann weiß man genau wer zumindest derjenige ist der genau vor einem den Laden betreten darf. Funktioniert prächtig.

Wir werden also in Zukunft so manche Zeit in diversen Schlangen verbringen und vor Allem viel Zeit damit auf der Suche nach Lebensmitteln.

Die Fahrt gestaltete sich wegen dem etwas kühleren Wetter sehr angenehm und wir machten öfters Pausen. Nach etwa 70 km fanden wir kurz vor Las Terrazas eine nette Casa Partikulare in der wir zwei Nächte verbringen wollen. Wir blieben dann doch drei Tage denn wir genossen die Freundlichkeit und vor allem das Essen in der Casa.

Schon sehr früh (6:30) brachen wir am letzten Tag dann auf. Die Entscheidung so früh zu starten war sehr gut denn am Tag wurde es noch ganz schön warm. Morgens durch den Dschungel zu radeln war sehr eindrucksvoll. Manchmal fast im dichten Nebel vom morgendlichen Tau ging es einige Höhenmeter rauf und es war zum Glück noch sehr angenehm kühl. 

 

 

Danach ging es in Richtung Küste also immer den Berg runter. Wir hatten in unserem Reiseführer eine Casa Partikulare gefunden die ganz an der Küste liegt . Nach 70 km dann endlich die Ankunft in der Casa. Zuerst wunderten wir uns warum keine Reisepässe verlangt werden denn das ist normalerweise die erste Frage der Besitzer. Später wussten wir warum, denn der Besitzer hat wohl keine Genehmigung mehr für die Übernachtung von Touristen. Dies sollte später dann ein wenig zu Problemen führen.

Eigentlich wollten wir höchstens zwei Tage in La Mulata bleiben aber es kam alles anders als geplant.

 

Corona hatte uns eingeholt.

 

Silke hatte schon bei der Ankunft in Havana Halsschmerzen. In der ersten Nacht in La Mulata hatte sie Durchfall und tagsüber hatte sie ganz ordentlich Fieber. Alles so langsam Anzeichen für Omikron. Mit Wadenwickel und Tabletten hatten wir das Fieber einigermaßen im Griff aber wir hatten natürlich langsam Bedenken bezüglich Corona. Dass wir Corona auf dem Flug hätten bekommen können wäre in Anbetracht der beengten Situation im Flieger auch durchaus nachvollziehbar gewesen. Wir sprachen dann mit dem Besitzer der Casa - im Nachhinein erwies sich die Unterkunft bzw. deren Besitzer als absoluter Glücksgriff- der dann mit der ortsansässigen Ärztin sprach. Abends kam dann die Ärztin mit einem Corona Schnelltest. Ergebnis: positiv. Das hat natürlich ordentlich gesessen. Die Beiden verhandelten dann mit den entsprechenden Stellen und er bekam, da ja alles schon zu später Stunde stattfand die Genehmigung dass wir bis zum nächsten Tag bleiben könnten bis ein entsprechender PCR-Test durchgeführt werden konnte. Wir verzogen uns dann in unser Zimmer und wurden dort bestens versorgt. Gegen Mitternacht klopfte es an der Tür und ein Krankenwagen mit entsprechendem Personal nahm unter Vollschutz bei Silke eine Probe für den PCR-Test. Am nächsten Tag, es war Sonntag warteten wir ganz gespannt auf das Ergebnis. Aber das Ganze dauerte und dauerte. Mittlerweile hatte Jesus (ja so heißt der Besitzer wirklich) die Genehmigung der Behörde dass wir noch eine Nacht in der Casa bleiben dürften. Gegen 8 Uhr am Abend kamen dann die Besitzer freudestrahlend zu uns auf den Balkon und verkündeten dass der PCR-Test negativ war. Da kam natürlich Freude auf die wir gemeinsam dann gleich mit Schluck Ron feierten.  

Gerne wären wir noch geblieben aber Jesus hätte ordentlich Probleme bekommen wenn wir bei ihm übernachtet hätten. Da Silke sich noch nicht ganz so gut fühlte besorgte uns Jesus ein Fahrzeug das uns nach Vinales bringen sollte. Er hat auch gleich die Kosten für uns ausgehandelt die wirklich überschaubar waren. Gegen Mittag kam dann ein kleiner LKW und schnell waren die Räder und das Gepäck verstaut und es konnte losgehen. Der Abschied fiel uns recht schwer denn die Beiden in der Casa hatten wirklich alles unternommen um den Aufenthalt, trotz der Umstände für uns sehr angenehm zu gestalten. Jesus hatte uns die Adresse eines Freundes in Vinales besorgt bei dem wir eventuell Euros von Deutschland aus überweisen könnten und dafür kubanische Pesos bekommen könnten.

 

 

Also auf nach Vinales.

 

Die ersten Kilometer war die Straße in einem absolut schlechten Zustand und ich war froh dass ich hinten auf der Ladefläche das Gepäck und vor Allem die Räder im „Griff“ hatte. Nach knapp drei Stunden (für 55 km) kamen wir in Vinales an. Wir luden alles ab und der Schwiegersohn des Freundes geleitete uns mit seinem Elektroroller in eine Casa, die seine Eltern betreiben. Auch das im Nachhinein ein Glücksgriff.

Die nächsten drei Tage brachten wir damit zu Möglichkeiten für einen Geldtransfer von Deutschland nach Kuba auszuloten. Wir hatten die Kontonummer und auch eine BIC von einem Konto der Schwiegertochter unseres Vermieters. Leider fanden wir keine IBAN-Nummer dazu. Nachdem wir uns etwa 1,5 Stunden in der Bank angestellt hatten um dort nach dieser Nummer für dieses Konto zu fragen bekamen wir zwar eine Nummer diese hatte jedoch absolut nichts mit einer IBAN zu tun. Nach Recherchen im Internet fanden wir dass es wohl diese Nummern in Kuba nicht gibt. Jetzt war guter Rat teuer denn unsere Bargeldreserven waren ziemlich aufgebraucht. Wir nahmen Kontakt mit Thomas in Deutschland auf der in Kempten in einer Bank arbeitet und uns Geld von dort überweisen könnte. Allerdings müssten wir mit ordentlichen Gebühren seitens der Kubaner rechnen.

Am nächsten Tag sollten sich allerdings die Pechsträhnen der letzten Tage erledigen. Wir wollten eigentlich unsere Visa im entsprechenden Büro in Vinales verlängern lassen. Als wir dort in der Schlange etwas ratlos dastanden sprach uns Alvaro an und erklärte uns im besten Deutsch was wir zu tun hätten. Alvaro ist Kubaner, der zusammen mit seiner deutschen Freundin im Moment in seiner Heimatstadt Vinales das Restaurant seiner Eltern wieder auf Vordermann bringt. Die Beiden arbeiten zusammen in einem Hotel auf Helgoland und wollen zumindest in der kubanischen Saison, wenn auf Helgoland nichts los ist das Restaurant hier betreiben. 

Nun wir kamen ins Gespräch mit den Beiden und haben natürlich auch unser Leid bezüglich des Geldes beklagt. Nachdem wir mit dem Behördengang (der leider nicht erfolgreich war) fertig waren fing es ordentlich zu regnen an und wir stellten uns gegenüber bei einem Hotel unter als plötzlich Yoko (die Freundin von Alvaro) zu uns kam. Sie bot uns an dass sie uns 500€ geben könnten wenn wir ihnen das Geld auf ihr deutsches Konto überweisen würden. Wir waren natürlich sehr angetan von dem Angebot und nahmen es dankend an. Zurück in ihrem Restaurant hatten wir gleich eine ganz nette Unterhaltung mit den Beiden. Sie zeigten uns ihr Haus und der Plan dort auch eine Casa Partikulare mit zwei Zimmern zu errichten. Wer also mal in der Gegend ist der kann ja mal dort reinschauen und einen Gruß von uns ausrichten. (Restaurant Tareco, Salvador Cisnero #75, Vinales). Wir überwiesen das Geld online und bekamen dann 500€. Wir waren für die nächsten Tage gerettet. Alvaro bot uns noch an gleich mal 100€ zu tauschen zu einem bis dahin sehr guten Kurs. Wir bekamen für die 100€ 8500 Pesos.

Am darauffolgenden Tag konnten wir endlich Vinales und die Umgebung erkunden ohne den Druck mit den nicht vorhandenen Euros zu haben. Wir radelten zu einem Aussichtspunkt und anschließend zu einem Restaurant mit herrlichem Blick auf das Vinales Tal. Vor 7 Jahren waren wir schon mal dort. Die Weiterfahrt war dann auch noch sehr interessant. Es ging mit ziemlich schlechten Wegen los die dann aber immer schlechter wurden. Zum Teil ging es zu Fuß und die Räder schiebend den Berg runter. Aber irgendwann kam dann wieder eine Teerstraße die uns zurück nach Vinales führte. 

Am darauffolgenden Tag konnten wir endlich Vinales und die Umgebung erkunden ohne den Druck mit den nicht vorhandenen Euros zu haben. Wir radelten zu einem Aussichtspunkt und anschließend zu einem Restaurant mit herrlichem Blick auf das Vinales Tal. Vor 7 Jahren waren wir schon mal dort. Die Weiterfahrt war dann auch noch sehr interessant. Es ging mit ziemlich schlechten Wegen los die dann aber immer schlechter wurden. Zum Teil ging es zu Fuß und die Räder schiebend den Berg runter. Aber irgendwann kam dann wieder eine Teerstraße die uns zurück nach Vinales führte. 

Am Samstag dann eine kleine Wanderung (10 km) ins Vale de Silencio (Tal der Stille) mit dem gleichnamigen See. Zwei Tage vorher hatten wir eine Tour, die scheinbar auch mit dem Rad machbar sei zu Fuß unternommen und festgestellt dass diese Tour mit dem Rad doch recht schwierig werden  könnte. Deswegen haben wir dieses mal gleich auf das Rad verzichtet. Im Nachhinein wäre diese Tour aber mit dem Rad ganz bequem machbar gewesen. Eigentlich wollten wir am Sonntag aufbrechen aber die Wetteraussichten sahen nicht berauschend aus so dass es dann erst am Montag in Richtung Westen weitergehen soll.

 

 


Bleibt neugierig