Unser ganz persönliches Fazit

 

Drei Monate Kuba waren dann doch schneller vorbei wie gedacht. Nun wir können, da wir vor ziemlich genau 7 Jahren schon mal hier waren (Kuba 2015 ) diese Tour mit der letzten vergleichen. 

Gleich mal vorweg: es hat sich sehr viel verändert und leider nicht zum Guten.

Fangen wir zuerst mal mit der Versorgungslage an. 

Die war gelinde gesagt dramatisch schlecht. Wir hatten vor Allem am Anfang im Westen in der Gegend von Maria la Gorda große Schwierigkeiten nur an Trinkwasser zu kommen. Das hatten wir bei all unseren Radreisen so noch nicht erlebt. Zum Glück hatten wir schon von Beginn an einen kleinen Filter für die Aufbereitung von Wasser dabei. Den haben wir zum ersten Mal einsetzen müssen. Auch so essentielle Dinge wie Brot gab es nur sehr selten und man musste oft stundenlang dafür anstehen, auch wir. Rene erzählte uns dass er einmal 8 Stunden für ein paar Brötchen anstehen musste. Auch wir haben uns an die kubanischen Verhältnisse angepasst. Sobald man irgend eine Schlange vor irgendwelchen Läden sah stellten wir uns an nur um dann, nachdem wir im Laden waren festgestellt hatten dass wir das, was angeboten wurde gar nicht brauchten. Für die Kubaner ist dies Alltag. Sicher zum Teil hängt das an dem von den Amerikanern verhängten Embargo, aber das ist sicher nur der kleinerer Teil. Der größte Teil ist eben hausgemacht und von der Regierung so eingerichtet. Die Preise für Lebensmittel sind festgelegt. Aber für diese Preise lohnt es sich nicht für den kleinen Bauern seine Waren zu verkaufen und selbst wenn dann hat er nicht einmal die Möglichkeit seine Waren zu verkaufen. Wir haben dieses Mal so gut wie keinen kleinen Gemüsemarkt gesehen und wenn war das Angebot auch sehr überschaubar. Früher sah man immer irgendwo einen kleinen Markt auf dem es zwar auch nicht viele verschiedene Waren angeboten wurden aber immerhin gab es diese Märkte.

 

Geld

 

Wir hatten zum ersten Mal Probleme an Geld zu kommen. Diese Probleme führten bei uns dazu, dass wir zum ersten Mal schon mal mit dem Gedanken gespielt haben die Reise abzubrechen. Wir reisen verständlicherweise nie mit sehr viel Bargeld. Dies rächte sich dieses Mal gewaltig. Dazu muss man wissen dass Kuba letztes Jahr eines der beiden Währungen über Nacht abgeschafft hatte. Früher gab es den CUC (Peso Convertible) und den CUP (Peso Cubano). Mit ersterem konnte man in speziellen Läden einkaufen und die Auswahl war dort relativ Groß. Der Kurs des CUC orientierte sich am amerikanischen Dollar. Mit dem CUP kaufte der „kleine Mann“ auf dem Lande ein. Als Tourist konnten man den CUC am Automaten ziehen und man konnte diesen CUC ganz offiziell in der Bank zum einem festgelegten Kurs von 1 zu 25 tauschen. Der CUC wurde letztes Jahr fast über Nacht abgeschafft und seither gibt nur noch den Peso Cubano.

Allerdings gibt es die speziellen Läden immer noch in denen mal allerdings nur noch mit Dollar einkaufen kann. Da man in diesen Läden eben nur ganz bestimmte Dinge, die es sonst praktisch nicht gibt, wie z.B. Klopapier (ja wirklich) nur mit Dollar bezahlen kann ist der Run auf Dollar und vor Allem Euro riesengroß. Dadurch ist auch der Kurs, den es für Euros oder Dollar auf dem Schwarzmarkt gibt drastisch gestiegen. Anfang Januar bekam man in Havanna für einen Euro noch 80 Pesos, Ende März gab es dafür schon 115 Pesos. Der Run auf Euros liegt vor Allem auch daran dass viele Kubaner versuchen das Land über Nicaragua (dort brauchen die Kubaner keine Visum) zu verlassen und für diesen Trip, mit all seinen großen Problemen eben Euros oder Dollar brauchen. 

 

 

Straße und Verkehr

 

Hier hat sich leider auch nichts zum positiven verändert. Die Straßen sind zum großen Teil miserabel. Der Verkehr hat leider auch noch zugenommen. Uns vielen die vielen „westlichen“ Autos auf. Beim letzten Mal sah man nur ganz vereinzelt mal ein etwas moderneres Fahrzeug. Dieses Mal waren es schon bedeutend mehr Autos vor allem aus China, Südkorea und Europa. Auffällig viele zweirädrige Elektrofahrzeuge konnte man sehen. Hauptsächlich Elektroroller chinesischer Herkunft. Interessanterweise gab es meiner Meinung nach auch sehr gelungene Motorräder mit Elektroantrieb die auf den ersten Blick sogar recht sportlich aussahen und vom Design einem japanischen Viertaktrenner nicht zu unterscheiden sind.

 

 

Land und Leute

 

Jetzt kommen wir doch noch zum positiven Fazit. Das Land hat wirklich sehr viel zu bieten. Die Natur hat sich, fast würde man sagen Dank Corona sehr zum guten gewandelt. Es gibt wirklich sehr tolle Ecken, die Strände sind zum Teil wirklich sehr schön. 

Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit aber wir vermissten die Fröhlichkeit, die wir bei unserer letzten Tour erlebten. Wenn man durch kleinste Orte radelte hörte man überall Musik, Leute tanzten dazu und die Menschen strahlten eine Lebensfreude aus. Dieses Mal gab es das nicht. Man merkt schon dass die Kubaner ganz schön frustriert sind. Die Jugend sieht keine Zukunft und wer kann versucht das Land zu verlassen. Auch haben wir dieses mal ganz wenig kleine Kinder gesehen. Man hat den Eindruck dass die Eltern für Kinder keine Chance sehen. Letztes Jahr im Juli entlud sich dieser Frust in Demonstrationen in Havanna und anderswo, die von der Polizei mit großer Härte niedergeknüppelt wurde. Wir hörten von 16 jährigen, man muß beinahe sagen Kindern die als Erwachsene behandelt wurden und zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt wurden. Was Gefängnis in Kuba bedeutet kann man sich kaum vorstellen. Die Familie muß sich um die Versorgung mit Lebensmitteln für die Insassen kümmern, nur um ein kleines Beispiel zu nennen.

 

Trotzdem ist unserer Meinung Kuba nach wie vor eine Reise wert, vor Allem weil Kuba enorm vom Tourismus abhängig ist. Auch wenn man zum Teil mit seinem Geld das System unterstützt, vieles bleibt doch bei den Leuten hängen und wenn es nur die Aufmunterung zum Weitermachen ist.

 

 

 


Bleibt gespannt