Samstag 14.Feb Valentinstag


Den heutigen „Ruhetag“ verbrachten wir mit einem Bummel durch Santiago. Der Valentinstag wird hier in Kuba richtig groß gefeiert. Überall konnte man Blumen kaufen. Absolut kitschige Plastikblumen als auch „richtige“ Blumen. Wir entdeckten eine nette Lokation in der es leckeren Mochito gab. Die ganze Stadt war erfüllt von Musik. An jeder Straßenecke gab es Livemusik vom Feinsten. Santiago hat ein Ron-Museum das wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten. Leider war die Info in dem Museum nur in Spanisch so dass wir nur Teile davon verstanden aber wie Schnaps gemacht wird das sollte ich als Chemiker ja schon wissen. Bilder von alten Destillen waren schon sehr interessant auch die alten Wasch- und Abfüllanlagen waren ausgestellt. Anschließend ging es noch in das Museum 26. Juli, der Tag an dem Fidel Castro die Monzana Kaserne angriff und dabei aber kläglich scheiterte. In dem Museum war natürlich viel von den Tagen nach dieser „Niederlage“ zu sehen, also die Zeit in der sich die Gruppe um Fidel und Raul Castro und Che Guevara in den Bergen der Sierra Maestra neu formierte. Die Einschußlöcher die bei der versuchten Erstürmung der Kaserne entstanden wurden von Batistas Truppen wieder zugemauert aber nach dem 1. Januar 1959 von Castro wieder aufgetan und sind natürlich heute immer noch zu sehen. Das Museum war sehr interessant aber leider die Infos nur in spanisch. Dass wir die Sprache nicht oder zumindest sehr rudimentär verstehen bzw. sprechen ist leider ein großes Manko bei unserer Reise. Sicherlich, mit englisch und Händen und Füßen kommt man schon auch zurecht aber es wäre für uns um einiges leichter wenn wir etwas mehr sprechen könnten. Vielleicht ändert sich das ja noch bis zum Ende unserer Reise.
Nach dem Essen ging es dann auf die Piste. Überall Musik in voller Lautstärke und meistens total übersteuert aber das macht den Kubanern überhaupt nichts aus. Es ist immer wieder toll anzusehen wie die Kubaner zu ihrer Musik tanzen und sich bewegen. Die haben das einfach im Blut. Auf dem Platz Marte im Zentrum von Havanna gab es bis Mitternacht immer noch volle Lautstärke Musik.


Sonntag 15.Feb
Unser heutiger „Ruhetag“ sollte uns mit dem Fahrrad an die Festung Moro führen. Zwar „nur“ 10 km vom Zentrum entfernt aber abends hatten wir auch wieder knapp 400 Höhenmeter auf der Uhr. Die Festung wurde schon sehr früh, im 15. Jahrhundert geplant um die Hafeneinfahrt nach Santiago de Cuba vor Piraten zu schützen aber erst im 19. Jahrhundert richtig fertiggestellt und dann erfüllte sie ihren Bestimmungszweck ja nicht mehr so richtig. Sie errang nur noch einmal an Bedeutung als zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Amerikaner hier die spanische Flotte vernichtend geschlagen hatte und damit dann Kuba erstmals eigenständig war.
Anschließend ging es mit einer Fähre auf die kleine Insel Granma auf der man lt. Lonely Planet die Seele so richtig baumeln lassen kann. Die Inselumrundung war insgesamt nach einem km erledigt aber es hatte sich schon sehr gelohnt. Auf der Rückfahrt kehrten wir natürlich wieder bei unserer Mochitobude ein. Der Kellner erkannte uns natürlich sofort wieder und bereitete wieder hervorragenden Mochito.  


Montag 16.Feb

Der erste Teil der Tour war eine ziemliche Tortur. Es zahlte sich wieder aus dass wir noch die Kühle des Morgens mitnahmen. Es ging nämlich die ersten 15km nur bergauf. Keine allzu große Steigung aber stetig bergan. Nach ca. 200 Höhenmetern hatten wir den „Gipfel“ erreicht. Von dort ging es dann immer bergauf, bergab und nach etwas mehr als 85km erreichten wir unser Ziel Guantanamo. Wir fanden wieder eine nette Casa in der wir wieder hervorragend Shrimps zu Abend aßen. Eine richtig große und vor allem leckere Portion mit Salat, Pommes und Reis für 5 CUC pro Person. Vor dem Essen schlenderten wir noch ein wenig in Guantanamo herum. Als wir uns am Parqueo Marti, so heißen die meisten größeren Parks in den Städten auf eine Bank setzten passierte noch etwas interessantes. Es saßen auch viele Kubaner auf den Bänken. Kurz vor halb sechs war plötzlich ein großer Aufbruch von vielleicht 100 Kubanern die über die Straße quasi rannten. Wir dachten zuerst dass sie vielleicht einen Bus erreichen wollten. Aber weit gefehlt, hinter uns machte eine Pizzeria auf und die Kubaner stürmten diese Pizza. Der dortige Türsteher lies nur wenige Leute auf einmal in das Lokal und der Rest stellte sich brav an. In Santiago hatten wir ähnliches erlebt. Die Leute standen mehrere Stunden vor dem Lokal bis sie an der Reihe waren.  
Morgen geht es wieder an die Küste. Von einem entgegenkommenden kanadischen Radler erfuhren wir dass es kurz vor dem Pass nach Baracoa doch noch eine Case geben sollte. So können wir die Fahrt nach Baracoa auf drei Etappen aufteilen denn die Straße von der Küste nach Baracoa soll es ordentlich in sich haben. Jede Menge Höhenmeter aber dafür sollte es landschaftlich super toll sein. Wir lassen uns überraschen.


Dienstag 17.Feb
Die heutige Fahrt war zwar nicht sehr lange, nur etwa 45km aber dafür gab es schon mal einen Vorgeschmack auf unsere Fahrt nach Barakoa. Es ging nämlich nach etwa 30 km ganz schön einen Berg hoch den wir ohne zu schieben erklimmen konnten. Danach ging es natürlich wieder bergab denn unser Ziel lag direkt am Meer. Die Casa war wirklich sehr interessant. Es gab sogar einen kleinen Swimmingpool in der Casa. Viel interessanter aber war ein Naturbecken im Meer keine 200 Meter von unserer Unterkunft entfernt. Ein Pool ca 25x10 Meter war direkt im Meer betoniert und wurde immer von den Wellen mit frischem Meerwasser gefüllt. Wir genossen das Bad in diesem Pool natürlich sehr. Abends kam noch ein holländisches Paar in die Casa. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus dass die Beiden, der Mann war 71 fast so etwas Ähnliches wie wir unternommen haben. Vor 10 Jahren haben sie auch alles verkauft, sich ein Segelboot gekauft und sind dann in 8 Jahren einmal um die Welt gesegelt. Auf die Frage wie denn das Ankommen nach den 8 Jahren war sagten sie dass sie sich kein Haus mehr vorstellen können und haben sich anstatt dessen ein Hausboot gekauft und leben nun auf diesem Boot und erkunden so die nähere „Umgebung“ von Holland. Berlin, Rhein, Donau sind angedacht. Die „Nähe“ zu Krankenhäusern in diesem Alter ist eben doch etwas besser auf Flüssen und Kanälen innerhalb Europas.


Mittwoch 18.Feb
Die Fahrt entlang der Küste war wieder sehr beeindruckend. Nach etwa einer Stunde war plötzlich ein Radrennfahrer neben uns und fing an sich mit uns zu unterhalten. Leider war sein englisch nicht sehr gut und unser spanisch ähnlich seinem englisch. Er ließ es sich nicht nehmen uns auf der weiteren Fahrt bis nach Cajobabo zu begleiten. Er war etwa zur gleichen Zeit aus Guantanamo aufgebrochen, also hatte schon bis zu unserem Treffpunkt an die 70 km auf der Uhr. Vielleicht genoss er die kleine Pause um mit uns zu fahren. Von einem entgegenkommenden Kanadier hatten wir schon vor Guantanamo die Info bekommen dass es wohl in diesem Ort eine nicht ganz offizielle Unterkunftsmöglichkeit geben soll. Da erwies es sich richtig gut dass wir einen gleichgesinnten mithatten. Der uns dann nachdem er einige Einheimische gefragt hatte an die beschriebene Casa führte. Wir verabschiedeten uns von dem Rennradler, der noch nach Barakoa fahren wollte. Dass wir nicht mehr mit über den Pass fuhren war im nachhinein betrachtet natürlich schon sehr gut denn der Pass hatte es ganz schön in sich. Die Unterkunft war nicht so wie wir es gewohnt waren, Bad und Toilette teilten wir uns mit der Familie aber das Zimmer war sauber und das Essen am Abend auch hervorragend. Um die nötige Bettschwere zu erhalten genehmigten wir uns die mitgebrachte Flasche Wein und die Flasche Ron. Für Unterkunft und Essen bezahlten wir am anderen Tag 30 CUC.


Donnerstag 19.Feb
Wir brachen wieder früh auf denn heute stand uns ja der Pass in Richtung Barakoa bevor. Diese Straße hat, weil es sich um eine ganz besondere Straße handelt einen Namen. Sie heißt „La Farola“, die Leuchtturmstraße. Bis in die 1960’er war Barakoa vom Rest der Insel völlig abgeschnitten und nur über das Meer erreichbar. Castro ließ diese Straße bauen um sich für die Unterstützung der Leute bei seinem Guerillakrieg in den Bergen von La Maestre zu bedanken. 1964 wurde die Straße eröffnet. Sie windet sich durch eine einzigartige Landschaft. Es geht von der kargen, fast wüstenartigen Landschaft im Süden in die subtropische Region im Norden. Der Regenwald machte dann leider seinem Namen alle Ehre.
Am Anfang war das mit dem Fahren noch alles ganz in Ordnung aber je weiter wir vorankamen desto kräftiger ging es zur Sache. Es kamen einige Schiebepassagen bei denen wir jedes Kilogramm zuviel Gepäck, und das war nicht wenig, spürten. Für die ersten 20 km brauchten wir auch schon mal mehr als zwei Stunden denn es ging insgesamt auf 550 Meter hoch, wohlgemerkt von Meereshöhe. Nach einer kurzen Erholungspause bei einer Bergabfahrt kam noch ein zweiter Anstieg aber danach ging es stetig bergab. Die Landschaft und war sehr beeindruckend. Es gab immer wieder ganz super tolle Aussicht auf die umliegenden Berge und manchmal konnte man auch das Meer im Hintergrund erkennen. Etwa 10 km vor Barakoa verschlechterte sich das Wetter so dass wir schon mal die Regenklamotten anziehen mussten und der Gegenwind nahm kräftig zu. Schließlich erreichten wir Barakoa und hatten letztendlich „nur“ 56km auf der Uhr aber auch knappe 900 Höhenmeter. Nach dem duschen ging es in die Stadt doch es fing ordentlich an zu regnen. Wir saßen den Regen in einem Kaffee aus in dem es eigentlich gar kein Kaffee gab sondern nur  Kakao. Barakoa ist nämlich die Stadt des Kakaos. Wir genehmigten uns eine Tasse heiße Schokolade und wie es sich für Kuba gehört mit Ron. Schmeckte vorzüglich.



Freitag 20.Feb
Es hatte die ganze Naht geregnet und der Regen hörte auch nicht beim Frühstück auf so dass wir uns entschlossen noch eine Nacht zu bleiben. Wir schlenderten durch Barakoa und vertrieben uns irgendwie die Zeit. Gegen Mittag hörte es ein wenig auf und wir beschlossen eine kleine Tour mit dem Rad zu unternehmen. Wir fuhren in östlicher Richtung aus der Stadt hinaus denn dort sollte es laut Lonely Planet eine schöne  Fahrradrundtour geben. Entweder haben wir die Route nicht gefunden oder Lonely Planet hatte unrecht mit der Behauptung die Straße verlaufe ohne größere Anstiege, auf jeden Falle hatten wir abends wieder fast 50 km auf der Uhr und mehr als 400 Höhenmeter. Aber ohne Gepäck ging das natürlich leichter von Statten. Leider regnete es immer wieder so dass wir dann doch froh waren wieder in Barakoa zu sein.


Samstag 21.Feb
Auch heute machte der Regenwald seinem Namen alle Ehre, es regnete unaufhörlich so dass wir uns entschlossen eine weitere Nacht hier zu verbringen. Die Straße nach Moa, unserem nächsten Ziel sollte sehr schön, zumindest von der Landschaft her sein. Der Straßenzustand allerdings sehr schlecht so dass es wohl keinen Sinn macht mit dem Rad durch den Morast zu fahren und eben auch nichts von der Landschaft zu genießen. Wir hoffen dass es morgen weiter geht. Barakoa hat wohl ein eigenes kleines Mikroklima. Vielleicht lag es auch daran, dass ich vorgestern, als ich die Flasche Ron aufmacht nicht dem üblichen Brauch hier folgte. Denn sobald eine Flasche Ron aufgemacht wird wird immer zuerst ein Schluck davon auf die Erde geschüttet. Wir haben dies zwar schon ein paar mal beobachtet uns aber keinen Gedanken darüber gemacht. Gestern hatte ich die Gelegenheit einen Einheimischen nach diesem Brauch zu befragen als er eben dabei war eine Flasche Ron aufzumachen. Werde das beim nächsten Mal berücksichtigen.

Valle de los Inchenios
Valle de los Inchenios
Santiago de Cuba
Santiago de Cuba
Blick vom La Farola
Blick vom La Farola