So haben wir uns das Ende unserer Reise nicht vorgestellt:
Aber wie immer alles der Reihe nach.

Gleich zu Beginn unseres Aufenthaltes in Granada kümmerten wir uns um die Busfahrt nach San José. Erst beim dritten Unternehmen waren wir erfolgreich. Der erste wollte dass wir die Räder demontieren und der zweite wollte die Räder überhaupt nicht mitnehmen. Erst im dritten Anlauf wurden wir fündig. Zum Glück lagen die Agenturen alle recht nah beieinander so dass wir keine großen Wege zurücklegen mussten. Die Fahrt kostete für uns beide knapp 60$ und die Räder noch einmal 10$. Für eine Busfahrt von über 450 km kann man nicht meckern. Die Tage in Granada saßen wir dann so mehr oder weniger aus, denn Granada hatte zumindest in unseren Augen bei Weitem nicht den gleich tollen Flair wie z.B. Leon in das wir uns sehr verliebt hatten und das nicht nur wegen der französischen Bäckerei. Am Samstag ging es mit den Rädern noch zu einem Waschplatz und ließen dort die Räder für 1$ pro Rad vom Dreck der letzten Monate reinigen. Da muss ich zwar nochmal ran aber für den Transport im Bus und im Flieger war das allemal ausreichend. Sie glänzten wieder richtig.
An unserem Hochzeitstag gönnten wir uns noch ein leckeres Essen in einem tollen Lokal das für das beste Steak der Stadt gerühmt wird. Das Fleisch stammt von in der Region aufgezogenen Rindern und wird vor den Augen der Gäste gegrillt. Hhm lecker.
Am Dienstagmorgen um halb fünf fuhren wir mit den Rädern zur Busstation. Natürlich waren wir viel zu früh aber immerhin kam der Bus dann um halb sechs. Die Fahrt war irgendwie auch sehr interessant. Da der Bus nahezu auf derselben Strecke fuhr die wir vor Wochen mit den Rädern zurückgelegt hatten war die Fahrt doch abwechslungsreich. Immer wieder fuhren wir an Stellen vorbei an denen Erinnerungen hochkamen. Auch war es sehr interessant zu sehen wie sich die Landschaft in der Zwischenzeit verändert hat. Die Regenzeit hatte begonnen und die Felder und Wiesen die vorher braun und verbrannt aussahen waren jetzt in saftigem Grün.
Nach etwa 8 Stunden Fahrt erreichten wir San José. Natürlich waren wir sehr gespannt auf das Wiedersehen mit William. William und seine Frau Nella warteten am Busbahnhof auf uns. Es war eine herzliche Begrüßung so als ob wir uns schon seit Jahren kennen. Wir hatten sicherlich Erwartungen und Vorstellungen von dieser Begegnung aber dass wir solch tolle Leute kennen gelernt haben das konnten wir nicht im Geringsten ahnen. Es sollten mit unsere schönsten Tage in Mittelamerika werden. Zuerst packten wir unsere Räder aufs Autodach und dann hatten wir eine kleine Stadtbesichtigung per Auto. Dann fuhren wir nach Alajuela, einer Stadt die etwa 20 km von San José entfernt zum Haus seiner Mutter. Seine 85 jährige Mutter wohnt in einem Grundstück am Rande der Stadt das ein wahres Paradies ist. Der Garten, ich schätze ihn auf etwa 5000 m^2 ist eine Augenweide. Orchideen soweit das Auge reicht und jede Menge Fruchtbäume. William und sein Vater haben das Grundstück vor 40 Jahren bepflanzt, zuvor war wohl alles total kahl. Auf dem Grundstück stand ein Haus in dem seine Mutter, die im Übrigen sehr fit ist lebt und ein weiteres Haus in dem William und Nella zeitweise wohnen. Dieses Haus war einzig und allein für uns reserviert. Am Abend aßen wir leckere selbst gemachte Lasagne. Nachdem William sehr radbegeistert ist war er natürlich sehr neugierig auf unsere Bilder. Wir schauten uns dann - auch für uns zum ersten Mal in entsprechender Größe - die Bilder an. Die Mutter von William war sehr interessiert und ließ sich meine englischen Erklärungen immer sofort von ihrem Sohn übersetzen. Für Silke begann dann allerdings eine unangenehme Zeit. Die Magen Darm Geschichte die uns letztendlich ja dann ins Haller Krankenhaus brachte machte sich bei ihr bemerkbar. Von diesem Zeitpunkt an konnte sie keinerlei Nahrung mehr zu sich nehmen. Am anderen Tag fuhren wir in den nahe gelegenen Nationalpark „Vulkano Poa“. Wir hatten Glück denn der Vulkan war eigentlich in Nebel gehüllt aber als wir ankamen riss die Wolkendecke kurz auf und wir konnten den Kratersee sehen. William und Nella wollten auf keinen Fall dass wir den Eintritt in diesen Park selbst bezahlten. Wir seien ihre Gäste und damit war die Diskussion beendet. Auf die Frage warum die Beiden so etwas machen antwortete er dass er dies eigentlich schon lange mal machen wollte weil er Tourenradler schon immer bewunderte und er außerdem etwas zurückgeben wollte das seine beiden Töchtern bei ihrem Studium im Ausland immer wieder erleben durften, die Gastfreundschaft in fremden Ländern. Und wir waren die Ersten die in den Genuss dieses Vorsatzes kamen.

Am Nachmittag, Silke hatte sich ins Bett zurückgezogen verpackten William und ich die Fahrräder in die beiden Boxen. Allerdings mussten wir die Räder ziemlich zerlegen damit sie in die Boxen passten. Beide Räder mussten ab, der vordere Halter für die Packtaschen war im Wege und auch das hintere Schutzblech. Wir benötigten fast drei Stunden bis beide Räder in den Kartons verschwunden waren. Am anderen Morgen verschlossen wir die Kartons mit jeder Menge Folie. Als wir gegen Mittag mit dem Auto zum Flugplatz fahren wollten streikte Williams Auto als wenn es etwas gegen unsere Abfahrt hätte. Ein Nachbar fuhr uns dann zum nahen Flughafen. Auf diese Weise war der Abschied von William leider sehr schnell und unerwartet. Wir werden die Tage bei den dreien mit Sicherheit nicht vergessen und freuen uns schon auf ein Wiedersehen in Deutschland oder Brasilien (Williams nächster Arbeitsplatz).
Dass die Räder so gut verpackt waren kam uns natürlich im Flughafen sehr zu Gute. Nachdem wir unser Gepäck aufgegeben haben (leider kamen wir dieses Mal nicht um die Kosten für die Räder in Höhe von 100$ pro Rad herum) warteten wir auf unseren Abflug der sich auf Grund des Wetters verzögerte. Nun wir hatten ja noch einen Weiterflug von Panama nach Amsterdam und das Zeitfenster für unseren Anschlussflug wurde immer kleiner. Schließlich kam der Flieger dann doch und nach etwas mehr als einer Stunde landeten wir in Panama City. Zum Glück lagen die beiden Terminals sehr dicht beieinander so dass wir doch noch problemlos in die Maschine nach Amsterdam einsteigen konnten. Der Flug war nicht sehr angenehm zumal der Flieger proppenvoll war, Silke mehr als einmal die Toilette aufsuchen musste und ich für meine Beine nicht genügend Platz hatte. Na ja, irgendwann war auch dieser Flug zu Ende und wir landeten am Mittag in Amsterdam. Im Flughafen ging es dann auch bei mir mit der Magen Darm Geschichte los. Zum Glück waren die Toiletten jetzt doch sehr in Reichweite. Nachdem wir unser Gepäck auf zwei Wagen verteilt hatten ging es zuerst einmal an einen ruhigen Ort wo wir die Räder wieder zusammenbauen konnten. Natürlich sehr in Reichweite einer Toilette. Als die Räder abfahrbereit waren gingen wir zum Ticketschalter der Bahn und kauften Tickets für uns und die Räder nach Halle. 175€ war schon eine Ansage aber wir wollten so schnell wir möglich nach Halle. Dass der Zug auf dem Weg natürlich einige Verspätungen hatte und wir unseren Anschlusszug in Osnabrück nur deswegen erreichten weil auch dieser Zug Verspätung hatte brauch ich ja nicht zu erwähnen.
Kurz vor 10 Uhr Abends kamen wir in Halle an wo auch schon Karmen mit ihrem Sohn auf uns wartete. Nach einer kurzen Begrüßung ging es aber für uns direkt ins Haller Krankenhaus. Silke hatte seit fast vier Tagen nichts mehr gegessen und auch bei mir zeigten sich ähnlich Symptome wie bei Silke. Wir wurden beide gleich stationär aufgenommen. Die erste Nacht lagen wir noch in zwei separaten Zimmern aber am anderen Tag wurde „Familienzusammenführung“ zelebriert. Seither liegen wir in einem Doppelzimmer in „Isolationshaft“ und „ernähren“ uns von Tee und Zwieback. Silke wurde mit Transfusionen wieder „aufgepäppelt“ und seit Sonntag geht es uns beiden schon wieder besser. Vielleicht können wir Mitte der Woche das Krankenhaus verlassen. Wenn wir uns überlegen dass wir hier im Krankenhaus ja jeder 10€ zuzahlen müssen haben wir es eigentlich recht gut erwischt. In Mittelamerika haben wir für die Übernachtung auch zwischen 15$ und 25$ bezahlt und hatten bei Weitem nicht diesen Service man kann schon eher von Luxus sprechen. An dieser Stelle ein großes Lob an die Station 6 des Kreiskrankenhauses Halle. Wir sind hier wirklich super gut aufgehoben.


Das Ende war jetzt zwar nicht so wie wir es uns gewünscht hatten aber wir haben natürlich schon mit solchen „Komplikationen“ gerechnet und sind aber sehr froh dass dies erst zum Ende der Reise eintrat.

 

Und hier gehts noch zum Fazit unserer Reise