Nachdem wir uns ordentlich gestärkt hatten (es gab wie hier in Südostasien üblich morgens und 6 Uhr Nudelsuppe) ging es in Richtung Vietnam. Es ging gleich wieder richtig zur Sache. Kaum hatten wir die ersten Kilometer hinter uns ging es kräftig den Berg hoch. Alles aber noch zu treten ohne Schieben. Auf halber Höhe kam uns ein Toyota Geländewagen entgegen der anhielt. Die drei Insassen (Niederländer) waren auf dem Weg von Australien nach Holland und gaben uns dann gleich mal zwei kühle Flaschen Wasser. Auf dem Weg zur Grenze kamen uns auch viele Mopeds entgegen die irrsinnig aufgepackt waren (siehe Bilder). Hier wird wohl ein reger Handel zwischen Laos und Vietnam betrieben wobei der Warentransport in Richtung Laos geht. Nachdem wir die laotische Grenze ohne Problem passiert hatten machten wir erst mal im Niemandsland Pause und stärkten uns mit dem mitgebrachten Sticky rice. Danach ging es noch einmal 100 Höhenmeter hinauf bevor wir an die Grenze von Vietnam kamen. Die war aber erst mal dicht - Mittagspause. Pünktlich um Ein Uhr wurde die Grenze geöffnet und wir konnten ohne Probleme einreisen. Gleich zu Beginn fiel uns auf dass die Mopedfahrer in Vietnam alle mit Helm fuhren.. Das war in Laos nicht der Fall. Selbst die Polizisten fuhren dort ohne Helm. Viele dieser Helme erinnerten aber eher an Baseballcaps die mit einer Kunststoffschicht überzogen waren. Wir freuten uns auf die Abfahrt nach Dien Bien Phu. Die Freude war aber bald vorüber denn wir fuhren an einem riesigen Steinbruch vorbei und die vielen LKW’s wirbelten ordentlich Staub auf. So ging es fast 30 Kilometer bis nach Dien Bien Phu. Wir fanden auch recht schnell ein nettes Guesthous mitten im Zentrum und recht günstig.

 

Am nächsten Tag besichtigten wir die Stadt. Dien Bien Phu ist militärhistorisch interessant denn hier wurden 1954 (komisch dass ich mir diese Jahreszahl so gut merken kann) die Franzosen vernichtend geschlagen und damit das Ende der Kolonialmacht Frankreich im heutigen Vietnam besiegelt. General Castries wollte hier die Viet Minh eigentlich in einer offenen Schlacht besiegen hatte aber nicht mit der Taktik und vor Allem mit der Verbissenheit der Viet Minh gerechnet. Die Franzosen nahmen die Stadt Ende 1953 ein und bauten diese zu einer Festung aus. General Castries hatte damit gerechnet dass er mit seiner Artillerie den Viet Minh militärisch überlegen ist. Diese hatten jedoch in der Zwischenzeit ebenfalls schwere Artillerie unter unsäglichen Mühen in Stellung gebracht und damit im Frühjahr 1954 mit der entscheidenden Schlacht begonnen. Schon sehr bald konnten sie den Flugplatz -und damit die einzige Versorgungsmöglichkeit für die Franzosen - zerstören. Nacheinander nahmen sie wichtige Stellungen der Franzosen ein. Gegen Ende der Schlacht, am 7. Mai 1954 gruben die Viet Minh einen Tunnel unter einer Festung und brachten dort eine Tonne Sprengstoff zur Detonation. Dies war der Anlass dass General Castries am 8. Mai kapitulierte. Damit war das Ende der Kolonialmacht Frankreichs besiegelt. Übrigens kämpften auf der Seite der Franzosen ca. 25% Deutsche auch aus der ehemaligen Waffen SS. Sie wurde auch manchmal als die letzte Schlacht der Waffen SS bezeichnet.

 

Wir wollten am anderen Morgen wegen der Hitze schon recht früh los leider verzögerte sich diese wegen eines Platten an Silkes Hinterrad. Also Werkzeug raus und den Schlauch gewechselt. Die Suche nach dem Übeltäter im Mantel blieb allerdings erfolglos und sollte uns auch noch eine Weile beschäftigen bzw. ärgern. Nachdem wir Dien Bien Phu hinter uns gelassen hatten ging es durch eine sehr schöne Landschaft. Auffallen ist vor Allem dass hier in Vietnam die Landwirtschaft sehr viel planmäßiger durchgeführt wird als in Laos. Die Felder sehen alle sehr ordentlich aus. Insbesondere gefielen uns auf den nächsten Etappen die tollen terrassierten Reisfelder. 

 

 

In der Nacht fing es ordentlich an zu regnen und es wurde auch deutlich kühler. Natürlich hatte wir den Reifen von Silke im Auge denn ich fand beim Flicken des Schlauches nur ein ganz kleines Löchlein und den Übeltäter hatten wir ja gestern nicht gefunden. Aber alles Bestens, der Reifen hielt. Allerdings regnete es dann bei der Abfahrt recht ordentlich. Auch ging es gleich richtig zur Sache mit einem ordentlichen Anstieg. Als wir uns kurz unterstellten da es zu sehr regnete hielt ein Minibus an und fragte uns ob wir mitfahren wollten. Nach kurzem Zögern und in Anbetracht des noch immer andauernden Regens stiegen wir ein, handelten auch einen für uns akzeptablen Preis aus. Die Entscheidung war ganz gut denn die Straße war in einem sehr desolaten Zustand und die vielen Baustellen die wir hätten bei Regen passieren sollen hatten es in sich. Nach ca. 30 km stiegen wir aus und radelten weiter. Mittlerweile hatte es auch aufgehört zu regnen. 

Am Morgen dann schon wieder keine Luft im Hinterrad von Silkes Fahrrad. Wieder Schlauch wechseln und wieder die leider ergebnislose Suche nach dem Übeltäter. Immerhin hatten wir zwei Tage Ruhe und wieder nur ein ganz kleines Loch an der selben Stelle. Die nächste Etappe war landschaftlich sehr schön. Es ging fast 50 km an einem (eigentlich waren es drei) Stausee entlang. Links und rechts immer wieder sehr schöne Reisterrassen. Leider war alles Regenverhangen. Wir erreichten schließlich Pa So. In diesem Ort gab es riesige Parkplätze für die großen Überlandtrucks die recht zahlreich hier parkten. Von hier bis zur chinesischen Grenze sind es gerade mal 15 km und hier machen die Fahrer wohl ihre letzte (oder auch erste) Pause vor der Fahrt nach China.

Am nächsten Tag (der Reifen hielt) dann wieder früh raus denn es standen zwei ordentliche Berge an. Nach 1400 Höhenmetern fanden wir ein nettes und vor allem sehr sauberes Hotel in dem wir vor unserer nächsten Etappe nochmals richtig gut schlafen konnten.

 

 

Es ging rüber nach Sa Pa, dem kältesten Ort in Vietnam. Am Tag vorher fuhren wir durch Lai Chau dem heißesten Ort in Vietnam. Die beiden Orte sind nur etwa 60 km Luftlinie voneinander entfernt. Lai Chau herrschen überwiegend Winde aus dem heißen Laos und in Sa Pa kommen diese aus Norden von China und die sind manchmal recht kalt. Auch bei unserer Ankunft merkten wir dies. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage in Sa Pa waren nicht berauschend. Nur 12 Grad sollten es am Freitag werden. Aber wir haben auch gehört dass es zu Hause in Deutschland zur Zeit auch eher Winter als Frühling herrschen. Zurück aber zu unserer Auffahrt zumTram Ton Pass der uns bis zum dahin höchsten Punkt unserer Reise führte. Der Pass war immerhin 2000 m hoch. Die Auffahrt hatte es aber in sich. Es ging kontinuierlich nach oben. Aber wir schafften es ohne zu schieben aber natürlich mit vielen Pausen zwischendurch. Die Abfahrt war danach umso erfreulicher. Auf dieser Etappe, die insgesamt nur 45 km lang war fuhren wir auch unseren bis dahin niedrigsten Gesamtschnitt von knapp 9 km/h. Die Zeiten von 20’er Schnitten wie in Thailand werden wohl die nächsten Tage vorbei sein.

Wir wollten hier einen Ruhetag einlegen und uns eigentlich den höchsten Berg Vietnams den Fansipan mit immerhin 3143 m ansehen. Daraus wurde leider nichts. Am anderen Tag machte Sa Pa seinem Namen als kältesten Ort Vietnams alle Ehre. Es waren „nur“ noch 12°C (ich weiß in Deutschland fielen zu dieser Zeit wieder Schnee) und es regnete richtig ordentlich. So machten wir uns zu Fuß auf und erkundeten den Ort. Dieser ist geprägt von richtig vielen Touristen die von hier aus meist Touren in die umliegenden Berge und Dörfer unternehmen. Aber damit war auch nicht viel zu haben bei diesem Regen. Wir konnten einige Touris mit ziemlich schmutzigen Schuhen und Kleidung beobachten.

Am Freitag ging es dann morgens los. Nach einem richtig guten Frühstück mit Cappuccino und endlich auch mal Brot mit Butter und Marmelade ging es dann bei Nieselregen und immer noch 12°C an die Abfahrt. Wir durften fast 1200 Höhenmeter runter fahren. Welch eine Freude zumal es je weiter wir nach unten kamen immer wärmer wurde. Nach knappen 30 km immer den Berg runter erreichten wir wieder angenehme 22°C.

 

 

Die nächste Übernachtung hatte es auch in sich. Schliefen wir doch in einem, na sagen wir mal Stundenhotel wovon wir beim Einchecken nichts mitbekamen. Wir packten, nachdem wir den Preis erfahren hatten unsere Sachen in das Zimmer und nahmen erst mal eine Dusche, Der Preis von 100000 Duong (etwa 6€) erschien uns für das Zimmer angemessen denn wir brauchten wirklich unser ganzes Zeltequipment (Isomatten, Schlafsäcke ..) um in dem Zimmer schlafen zu können, Wir gingen dann in den Ort weil wir es im Zimmer nur für die Nacht und Augen zu aushalten könnten. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir zurück zu unserem Guesthouse. Unter Zuhilfenahme des Google Tranlaters versuchte uns die Dame vom Guesthouse klar zu  machen dass diese 100000 Duong nur für den Nachmittag wären und wir für die Nacht nochmals den selben Betrag zahlen müssten. Nach einigem Hin und Her einigten wir uns auf 50000 Duong. Die Alternative für uns wäre gewesen im Dunkeln noch ein Plätzchen für unser Zelt zu suchen. Na ja irgendwie brachten wir die Nacht dann doch rum und brachen wieder früh auf denn es stand uns ein kräftiger Anstieg nach Bac Ha bevor.

Bac Ha ist für seinen Sonntagsmarkt berühmt und es kommen an diesem Tag jede Menge Einheimischer und auch jede Menge Touristen in diesen Ort um das bunte Treiben hier zu beobachten. Gleich das erste Hotel war total ausgebucht. Der Besitzer gestatte uns aber unser Zelt im Garten des Hotels aufzustellen und die sanitären Einrichtungen des Hotels zu benutzen. Alles bestens. Der Markt am Sonntag war schon sehr interessant. Hier kommen die Einheimischen aus den umliegenden Bergen zum Markt und man kann die bunten Trachten der verschiedenen Ethnien aus dem Umland sehen.

 

 

Die nächste Etappe sollte unsere bis dahin schönste Strecke werden. Wir wollten nach Ha Giang das liegt wieder dicht an der Grenze zu China radeln. Mein Navi schlug eine Route von etwa 200 km dafür vor. Als wir dann maps.me bemühten fand dieses Programm eine wesentlich kürzere Strecke. Die Karten von maps.me sind eindeutig aktueller denn mein GPS hatte diese Straßen von der von maps.me vorgeschlagener Tour nicht. Also folgten wir der maps.me route. Schon bald hinter Bac Ha ging es auf einer sehr schmalen, aber geteerten Straße ab in die Berge. Es ergaben sich immer wieder traumhafte Ausblicke. Auch ging es immer schön auf und ab. Nach etwa 40 km, wir hatten wohl einen Abzweig übersehen standen wir in einem ganz kleinen Ort vor einem Abzweig. Nun die beiden Möglichkeiten unterschieden sich nur in der Tatsache dass der Weg - und es waren wirklich nur noch Trampelpfade - rechts zuerst mal ordentlich nach oben zeigte und der Pfad links dann eher in Richtung Talboden zeigte. Wir versuchten mit Händen und Füßen mit den Einheimischen unser Ziel zu erklären und nach einigem Zögern empfahlen sie uns den linken Weg. Es ging dann immer am Hang entlang, mitten zwischen den Terrassen für den Anbau von Mais oder Reis. Der Weg würde wohl jedem Wanderweg gerecht werden. Wir mussten an vielen Passagen unsere Räder zu zweit schieben. Da es langsam anfing dunkel zu werden entschlossen wir uns einen Platz für unser Zelt zu finden. Wir fanden dann einen sehr schönen Platz direkt neben einer kleinen Quelle. Die Nacht war super toll. Kein Laut von irgend einer Straße.

Am nächsten Tag ging es dann noch etwa 5 km auf diesem „Wanderweg“ bis wir in ein kleines Dorf kamen von wo es dann nochmals 5 km bis zum nächst größeren Ort ging. Dass diese „Wanderwege“ von den Einheimischen mit ihren Mopeds befahren werden und dass diese Wege auch nicht mehr in maps.me waren brauch ich nicht extra zu erwähnen.

 

 

 

Mittlerweile sind wir kurz vor unserem nächsten Ziel in Ha Giang von wo aus es dann weiter in den Norden gehen soll. Laut Lonely Planet soll diese Rundtour eine der schönsten in Vietnam sein. Lassen wir uns mal überraschen.

Die Berge hier in Nordvietnam machen ihrem Namen alle Ehre. Es vergeht, seit wir in Vietnam sind kein Tag ohne 1000 Höhenmeter. Insgesamt haben wir seit Laos schon mehr als 15000 Höhenmeter in den Knochen und es werden wohl noch einige hinzukommen.

 

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