Von Hue nach Ho Chi Minh City

Schon 30 Kilometer vor Hue ging es eigentlich schon los mit den Gräbern im Sand. Wir haben unzählige Grabstätten auf dieser Strecke vor und nach Hue gesehen. Ohne Übertreibung sind wir sicherlich 100 Kilometer durch bzw. an einem Friedhof entlang gefahren. Laut Stefan Loose sind diese Gräber oft von den sog. Boatpeople angelegt die nach ihrem Tod wieder in ihrer Heimat beerdigt werden wollen. Zum Teil waren diese Grabstätten riesige Anlagen. Na so sahen wir den vielleicht längsten Friedhof der Welt.

Der Blick auf die Wettervorhersage versprach nichts gutes. Wir sollten zwar schönes Wetter bekommen aber dafür auch ungemein warm, nein heiß. 35° waren für den nächsten Tag vorausgesagt weswegen wir schon sehr früh aufbrachen. Um 5 Uhr saßen wir auf den Rädern und fuhren in Richtung Strand und dann immer nach Süden. Es wurde immer heißer. Silke hatte leider mit Übelkeit zu kämpfen hielt aber tapfer durch. Die größte Hitze saßen wir in einem Restaurant an der AH1 aus bevor es dann den sog. Wolkenpass hochging. Der Pass ist insofern interessant als dass er eine Wetterscheide darstellt und wie der Name sagt meist in Wolken liegt. Er ist dafür verantwortlich dass Hue als die niederschlagreichste Stadt in Vietnam gilt. Auf der Nordrampe regnet es meist und hat man die Passhöhe erreicht scheint meist die Sonne. Nicht so heute, wir hatten von Beginn an nur Sonnenschein bei sicherlich mehr als 35°C. Dies macht die Radlerei natürlich nicht angenehm. Für die knapp 500 Höhenmeter brauchten wir dann auch fast 2,5 Stunden. Immer wieder mussten wir uns im Schatten ausruhen wollten die Passhöhe aber unbedingt noch erreichen. Oben angekommen schmeckte natürlich das kühle Wasser am Erfrischungsstand sehr gut. Von oben hatten man einen sehr schönen Blick hinab auf die Stadt Da Nang. Es war schon recht spät und da wir kurz nach der Passhöhe bei der Abfahrt eine schöne Stelle fanden um unser Zelt aufzubauen entschlossen wir uns für das Zelt. Wir hatten eine super schöne Aussicht auf die Stadt (siehe Bilder) und schliefen nach den mehr als 100 Kilometer natürlich besonders gut, trotz Hitze im Zelt.

 

 

Am nächsten Morgen genossen wir die 10 Kilometer Abfahrt nach Da Nang. Wir fuhren wieder recht früh los wollten aber dieses Mal nicht so weit fahren. Unser Ziel war Hoi An das wir dann schon gegen 11 Uhr erreichten. Wir bezogen in einem recht netten Hostel das in fester Hand von Backbackern war. Wir bekamen ein recht nettes Zimmer und verbrachten den Rest des Tages am Pool. Wir wollten eine weitere Nacht in Hoi An bleiben und fanden dann auch ganz in der Nähe ein Homstay in dem wir dann noch eine weitere Nacht bleiben wollten. Morgens radelten wir noch durch die Stadt und fanden diese recht schön. Im Nachhinein war dies bisher eigentlich für uns die schönste Stadt in Vietnam. Den Nachmittag verbrachten wir noch am nahe gelegenen Strand und nutzten dann auch diesen recht ausgiebig. (Na ja Silke schon mehr als Klaus). Abends ging es dann nochmals mit den Rädern in die Altstadt und siehe da die Stadt erwachte eigentlich am Abend so richtig. Die Straßen und Gassen, die morgens noch fest in der Hand der Autos und Mopeds sind werden abends in eine große Fußgängerzone umgewandelt. Sehr schön.

 

 

Am nächsten Morgen dann wieder um 5 Uhr auf’s Rad denn wir wollten während der morgendlichen „Kühle“ Strecke machen. Kühle ist da natürlich relativ denn es hatte um 5 Uhr sicherlich schon mehr als 25°. Dieser Tag sollte der bisher heißeste Tag werden. Wir haben sicherlich die 40° Grenze erreicht. Deshalb haben wir auch schon um 10 Uhr eine Hotel aufgesucht aber doch dank des frühen Starts mehr als 70 Kilometer auf der Uhr. Mittags verließen wir den durch eine Klimaanlage herunter gekühlten Raum nur ungern aber wir hatten ja doch Hunger. Das Gehen machte ganz schön Mühe aber eigentlich wollten wir an das nahe Meer zum Baden. Es stellte sich aber als Fehlanzeige heraus. Schöne Strände sehen anders aus.

Die nächsten Tage waren wieder sehr heiß und begannen für uns auch immer schon um 5 Uhr morgens. Aber dafür konnten wir sehr bald die ungeliebte AH1 verlassen und wir fuhren die nächsten Tage meist sehr nah an der Küste entlang. Eine Bucht schöner wie die andere. Alle luden eigentlich zum Bleiben ein aber nachts im Zelt bei mehr als 25° ist wirklich kein Vergnügen. Einige dieser Buchten sind noch sehr unberührt vom Tourismus. Wie sich das allerdings in den nächsten Jahren ändern wird bleibt abzuwarten. Wir konnten sehr viel Bauaktivitäten beobachten aber auch Bauruinen sind Zeugen von Versuchen an das schnelle Geld zu kommen.

 

 

Unsere Etappe bis Nha Trang war bis dahin unsere bisher Längste. Wir radelten morgens noch etwa 50 km an der Küste entlang dann ging es allerdings wieder auf die unbeliebte AH1. Abends in Nah Trang hatten wir dann knapp 150 km auf dem Tacho. Die Stadt Nha Trang hat einen wunderschönen 7 km langen Sandstrand. Auch ist sie als Partystadt bekennt. Sie ist fest in russischer und chinesischer Hand. Jedes Restaurant hat ihre Speisekarte darauf ausgerichtet. Es gibt wohl Direktflüge von Moskau und Wladiwostok nach Nha Trang. In einem schöne Sushi-Restaurant bekamen wir dann auch gleich mal die russische Speisekarte. So sehen wir also doch wie Russen aus.

Nach Nha Trang ging es wieder sehr schön an der Küste entlang. Hier muss ich noch einen kleinen Einwurf machen. Da wir meist in Gegenden radelten die noch recht selten von Touristen besucht werden waren wir immer wieder eine kleine Attraktion für die Leute. Insbesondere natürlich für die Kinder. An jeder Ecke wurde uns ein : „Hello, what’s your name?“ zugerufen. Manche riefen auch schon mal: „Hello, how are you?“. Nun das macht natürlich beim hundertsten Zuruf langsam keinen Spass mehr, aber natürlich weiß der hundertste nichts von den 99 davor. Vielleicht sollte man dem vietnamesischen Kultusministerium auch mal den Hinweis geben dass man in der Schule doch langsam auf die Seite zwei des Englischbuches blättern könnte.

Noch ein kleiner Einwurf. Wir haben uns immer gewundert warum die Leute hier, und vor Allem die Frauen immer total vermummt durch die Gegend fahren. Zuerst dachten wir dass dies wegen der staubigen Luft ist. Aber weit gefehlt. Eigentlich ganz einfach. Eine dunkle Haut entspricht nicht dem Schönheitsideal der vietnamesischen Frau. Hell ist angesagt. Dies ist der Grund für diese Vermummung. Also wie heißt es doch so schön: Schönheit muss leiden. Übrigens fahren auch sehr viele Männer mit diesem Mundschutz durch die Gegend.

 

 

Kurz vor Ho Chi Minh City hat es uns nochmals erwischt. Sowohl Silke als auch ich kämpfen seit Tagen mit erheblichen Magen-Darm Problemen. Bei mir hält dies schon mehrere Tage an so dass ich dann doch auf Tabletten ausweichen musste. Da die Radelei dann nicht mehr ganz so gut geht brauch ich nicht extra zu erwähnen. Aus diesem Grund haben wir uns kurz vor Ho Chi Minh für einen Bus entschieden der uns die letzten 100 km in das ehemalige Saigon brachte. Im Nachhinein war dies auch gar nicht so schlecht denn die Stadt mit ihren 6 Millionen Einwohnern eignet sich nicht so richtig für das Radfahren. So wurden wir irgendwo im Zentrum an einer größeren Bushaltestelle „rausgeschmissen“ und konnten die restlichen, immerhin doch noch 11 km mit dem Rad zurücklegen. Dies war allerdings ganz schön stressig da es mittlerweile schon dunkel war und der Verkehr hier nicht gerade angenehm, um nicht zu sagen chaotisch ist.

 

 

 

Nach einem Ruhetag haben wir uns am Freitag dann das Kriegsrelikte Museum angeschaut. Saigons meistbesuchtes Museum. Der einstige Namen: „Museum der amerikanischen und chinesischen Kriegsverbrechen“ beschrieb die Exponate besser, schreckte jedoch viele Besucher ab. Das Museum wurde kurz nach Kriegsende 1975 eröffnet. Auf dem Außengelände befinden sich ein paar Panzer, Hubschrauber und anderer Kriegsschrott. Innen verdeutlichen drastische Fotos die Brutalität der Auseinandersetzungen. Natürlich sehr Einseitig und nur aus Sicht der Vietnamesen. Allerdings wurden auch Bilder von amerikanischen Kriegsdienstverweigerer und Anti Vietnam Demonstrationen aus dem Westen gezeigt. Ein eigener Raum ist den Kriegsreportern gewidmet. Der Besuch machte uns doch recht deprimiert und wenn man sich die Bilder der momentanen Auseinandersetzungen in der Welt ansieht ist das leider alles gar nicht so weit weg.

 

 

Da unsere Magen-Darm Problematik doch noch immer anhält haben wir uns entschlossen uns ein paar Tage Ruhe am Strand zu gönnen. Wir werden Samstag Abend mit dem Schlafbus nach Ha Tien (das liegt an der vietnamesisch-kambodschanischen Grenze) fahren und von dort mit dem Boot auf die Insel Phu Duok übersetzten. Dort werden wir hoffentlich von unserem „Leiden“ erlöst. 

 

<-zum vorherigen Bericht                              KARTE                                         zum nächsten Bericht->