Von Ha Giang aus nähern wir uns immer mehr dem Dong Van Karstplateau. Dieses Gebiet in der Größe von 2300 km^2 im Norden Vietnams wurde erst 2009 unter die UNESCO Geoparks aufgenommen. Zuerst einmal ging es natürlich wieder rauf und zwar um 1000 Höhenmeter. Unter einem Plateau habe ich mir eigentlich eine Ebene vorgestellt die, wenn erst mal die Höhe erreicht ist mit kaum noch nennenswerte Steigungen aufwartet. Da hab ich die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht. Es hörte nicht auf mit dem ständigen Auf und Ab. Es verging in den folgenden Tagen kaum ein Tag unter 1000 Höhenmetern. Aber die Anstrengungen hatten sich gelohnt. Die Landschaft überraschte um jede Ecke und um jeden Höhenmeter mit phantastischen Ausblicken. Wir sind fast der Meinung dass dies die bisher schönste Gegend auf unserer Reise (zumindest in Vietnam) war. Aber seht selbst. Die vielen Panoramaaufnahmen mussten einfach sein.

 

 

Bei der Auffahrt nach Dong Van, dem Namensgeber für dieses Gebiet hatten wir dann auch zum ersten Mal die 2000 Höhenmeter an einem Tag geknackt. Wir radelten zwar nur 47 km aber das in knapp 9 Stunden (incl. Pausen). Der Ruhetag am Sonntag war damit schon mal vorprogrammiert. Der Sonntagsmarkt in Dong Van war bei Weitem schöner und interessanter als der die Woche zuvor. Dieser Markt war doch viel mehr von den Einheimischen geprägt und wirklich sehenswert. Hier haben wir auch den nördlichsten Punkt von Vietnam erreicht.

 

 

Aus dem Ruhetag wurden aber dann doch insgesamt vier. Silke hatte sich am Sonntag Abend eine ganz üble Lebensmittelvergiftung (vermutlich von Frühlingsrollen) eingeholt mit üblen Bauchkrämpfen und Erbrechen und Durchfall. Mehr will ich hier nich ausführen. Sie lag dann eineinhalb Tage im Bett. Am Mittwoch Morgen brachen wir dann wie immer früh auf nachdem wir zum ersten Mal nach einigen Wochen Brötchen zum Frühstück hatten. Silke war zwar noch geschwächt meinte aber dass sie für die nächste Etappe fit wäre. Die folgenden Etappen waren das absolute Highlight der Runde. Es ging auf den Ma Pi Leng Pass. Wir hatten im Vorfeld schon einiges von diesem Pass gelesen waren dann aber wirklich überwältigt von dessen Schönheit der Landschaft. Einfach unbeschreiblich. Aber seht selbst.

 

 

Nach wiederum 1200 Höhenmeter aufwärts (aber auch 2000 Meter abwärts) erreichten wir einen kleinen Ort das an einem kleinen Fluss lag. Hier fanden wir schnell einen sehr schönen Platz an dem wir unser Zelt aufbauen wollten. Da dies aber in der Nähe des Dorfes war wollten wir erst Abends das Zelt in aller Ruhe aufbauen. Leider wurde daraus nichts denn viele der Dorfbewohner, vor Allem Jugendliche fanden sich ebenfalls am Flussufer ein. Irgendwann bauten wir dann doch unser Zelt noch im Dunkeln auf. Die Jugendlichen waren zwar neugierig, ließen uns aber doch in Ruhe. Nicht jedoch das aufziehende Gewitter. Zuerst nur ein Blitzen und Donnern und später dann kam noch richtig Regen hinzu aber wir blieben trocken. Am nächsten Tag dann wieder auf die Räder in der immer noch super schönen (ich weiß kaum noch ein Superlativ) Landschaft. Nach etwas mehr als 60 km kam noch ein kleiner Anstieg den wir uns aber für den nächsten Tag aufheben wollten, auch weil wir einen recht schönen Platz für unser Zelt fanden. In der Nacht fing es wieder richtig kräftig an zu regnen.

 

 

Die nächst Etappe hatte es wieder in sich. Wir folgten einer maps.me „Empfehlung“ um auch noch 30 km bis nach Cho Ra zu sparen. Allerdings hatten wir nicht mit den nun folgenden Strapazen gerechnet. Es ging nämlich richtig zur Sache in punkto Höhenmeter. Die Berge waren nicht sehr hoch aber die Straße sehr steil. Stellenweise mussten wir die Fahrräder fast vier km schieben denn die Steigung war mehr als 15%. Irgendwann kamen wir dann doch noch in Cho Ra an und gönnten uns dann natürlich wieder ein Hotelzimmer mit ordentlicher Dusche und Bett. Apropos Betten. Die Betten hier im Norden von Vietnam sind dermaßen hart dass wir oft unsere Isomatten auf die Betten legten um gut zu schlafen. Das soll dann aber im Süden nicht mehr so schlimm sein. Lassen wir uns überraschen.

 

 

Der nächste Tag sollte für uns auch in einer sehr persönlichen Art ein Highlight der Tour werden.

Von Cho Ra fuhren wir in den Ba Be Nationalpark. Am Parkeingang stiegen wir in ein Boot dass uns auf dem Fluss an den Ba Be See bringen sollte. Wir konnten die Räder mitnehmen und hatten das Boot ganz für uns allein. Zunächst ging es gemächlich auf dem Fluss dahin der sich sehr schön auf den ersten Kilometern mäanderte bis wir an eine riesige Höhle gelangten durch die der Fluss führte. Die Höhle war etwa 300 Meter lang und sicherlich 100 Meter hoch. Das war schon sehr beeindruckend. 

Nach etwa 5 Stunden war die Fahrt beendet und wir stiegen wieder auf unsere Räder um noch ein paar Kilometer zu machen. Nach etwa 50 Kilometer ging es nochmals kräftig den Berg hoch den wir nur schiebend (dieses Mal fast 5 Kilometer) bewältigen konnten. Nach einer kurzen Abfahrt fanden wir an einem kleinen Flüsschen einen netten Platz wo wir unser Zelt aufbauen konnten. Die Wiese, auf der wir aufbauten war vom vorigen Regen nicht mehr nass. Unser Zelt stand etwa 40 cm oberhalb des Flüsschens und wir meinten dass dies sicher ausreichend wäre auch wenn es zu regnen anfangen sollte. Die Zeichen standen aber eher nicht auf Regen. Wie immer fielen wir recht  müde ins Bett und schliefen auch sofort ein. Dann gegen 22 Uhr hörten wir plötzlich Mopedgeräusche ganz nah beim Zelt. Wir dachten zuerst an Jugendliche die neugierig waren. Sie leuchteten auch mit ihren Taschenlampen an das Zelt und als jemand dann am Zelt rüttelte ging ich doch hinaus um nach dem Rechten zu sehen. Es waren etwa 5 bis 8 Erwachsene um unser Zelt und ihr „Anführer“, der offensichtlich (zumindest hatte er ein Hemd mit entsprechenden Emblems auf dem Ärmel) versuchte uns klar zu machen dass der Fluss wohl manchmal hüfthoch ansteigen könne. Zuerst wollten wir unser Zelt etwas höher wieder aufbauen aber er gab uns zu verstehen dass wir alles einpacken sollten und mit ihm kommen sollten. Gesagt getan und wir bauten das Zelt ab und luden alles in aller Schnelle und Hektik auf ein paar Mopeds und unsere Fahrräder. Danach fuhr der „Anführer“ voraus und wir folgten ihm etwa einen Kilometer weit. Dann ging es in einen Hof und zu unserer Überraschung sollten wir in seinem Haus schlafen. Kurz nachdem wir alles abgeladen hatten und ins „Wohnzimmer“ gingen fing es richtig kräftig an zu regnen. Aber was sag ich es war kein Regnen es war ein gewaltiger Gewittersturm der die ganze Nacht in dem Tal tobte. Die Sorge, die sich die Dorfbewohner um uns machten war also nicht von ungefähr. Dass wir uns mit den Männern noch zwei Flaschen Reisschnaps „genehmigten“ muss nicht unerwähnt bleiben. Wir durften dann unsere Isomatten auf dem Gästebett im Wohnzimmer ausbreiten. Es kübelte die ganze Nacht und morgens sah man das Ausmaß der Regenfälle. Der Fluß war zu einem reißenden, gelbbraunen Strom angewachsen der unser Zelt sicherlich überflutet hätte. Nicht auszudenken was gewesen wäre. Morgens bekamen wir noch die obligatorische Nudelsuppe gereicht bevor es unter vielem Dankeschön bei Regen auf die Strecke ging. Das war schon ein Erlebnis besonderer Art. Wer hätte in Deutschland so einfach zwei Fahrradfahrer bei sich aufgenommen?

 

 

Hanoi war unser nächstes Ziel dass wir dann nach zwei weiteren Etappen am Dienstag erreichten. Die letzte Etappe will ich nicht unerwähnt lassen denn am letzten Tag fuhren wir immerhin 108 Kilometer und das in 5 Stunden (reine Fahrtzeit natürlich) was einem Schnitt von 21 km/h entspricht unserem bis dahin schnellsten Tagesschnitt.

Hier wollen wir uns noch ein paar Tage aufhalten (und erholen) bevor es dann weiter in die Halong Bucht geht.

 

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