Am Sonntag ging es dann weiter. Wir wollten soweit wie möglich in den Süden fahren um möglichst schnell ins Warme zu kommen. Zuerst war die Straße recht angenehm wir fuhren auf der N1, der Hauptverbindungsstraße gen Süden. Allerdings wurden wir recht schnell in Rabat ausgebremst. Immerhin ist es die Hauptstadt von Marokko mit mehr als 600 000 Einwohnern und da mittendurch. Dank unserem Motorradnavi fanden wir auch einigermaßen gut durch die Stadt aber die Fahrweise der Marokkaner ist doch für uns ganz schön gewöhnungsbedürftig. Da wird rechts überholt, aus einer dreispurigen Straße wird dann mal schnell eine vierspurige gemacht, in zweiter Reihe parke ist ganz normal. Immerhin wird hierfür manchmal die Warnblinkanlage eingeschaltet. Kurzum, nach dieser Stadtdurchfahrt hatten wir vorerst mal die Schnauze voll vom Verkehr und dem Fahren auf der N1 zumal ja dann Casablanca noch vor uns lag. Also auf die Autobahn und dann um Casablanca herum. Wir fuhren dann noch etwa 100 km auf der gebührenpflichtigen A1 bis El Jadida zu einem recht netten Campingplatz auf dem wir allerdings nur eine Nacht bleiben wollten. Am nächsten Tag ging es dann auf der Küstenstraße weiter in Richtung Süden. Die Strecke war wunderschön, immer entlang der Steilküste mit phantastischen Ausblicken. (siehe Bilder)

Fahren war allerdings sehr mühsam. Mehr als 60 km/h waren absolut nicht drin. Dritter, Vierter Gang vielleicht mal kurz der Fünfte mehr ging nicht und hinzu kam die teilweise Rücksichtslosigkeit der marokkanischen Auto- und vor Allem Taxifahrer die es hier wissen wollen. Übrigens fast alle in alten 124’er Mercedes. Wir kamen uns fast wie in Albanien vor. Am Abend erreichten wir unser Ziel einen Stellplatz in Oualidia an einer herrlichen Lagune am Atlantik. In diesem Ort wurde in letzter Zeit sehr viel in den Ausbau für den Tourismus gesteckt wurde. Wir blieben dort zwei Nächte und am nächsten Tag ging es wieder entlang der Küste nach Essaouira und weiter etwa 20 km zu einem Campingplatz . Auf dem letzten Stück „rettete“ Silke noch eine kleine Landschildkröte die versuchte die Fahrbahn zu überqueren. Der Campingplatz am Kaouki Beach war eigentlich recht schön und wir wollten von dort mit dem Smart nach Essaouira zurückfahren um uns die Stadt anzuschauen. Allerdings war die Straße zu diesem Strand sehr schmal so dass man entgegenkommenden Fahrzeugen nur durch Ausweichen in den Rand, der durchaus auch mal 10 cm tiefer liegen konnte begegnen konnte. Bei der Bodenfreiheit des Smarts wollten wir dem Risiko eines Aufsetzens dann doch aus dem Wege gehen und fuhren deshalb am anderen Tag mit dem Wohnmobil zurück nach Essaouira. Dort gab es einen recht großen Stellplatz der leider direkt an der Hauptstraße lag. Aber wir konnten von dort doch mit dem Fahrrad die Stadt, und dort vor allem den dortigen Souk besuchen. Vorher aßen wir noch direkt am Anleger der Fischerboote lecker gegrillten und vor allem frisch gefangenen Fisch. Interessant war hier dass man die Fischreste einfach auf die Straße vor dem Lokal warf und diese dann von den Möwen „entsorgt“ wurden.

Ein eifriger Leser unserer Seite fragte uns nach der Qualität des Kaffees in Marokko. Dem Wunsch wollen wir hier nachkommen. Auf dem Rückweg machten wir noch in einem Cafe halt und tranken dort unseren ersten marokkanischen Kaffee. Wir bestellen café au lait. Das war aber kein Kaffee mit Milch sondern Milch mit ganz ganz wenig Kaffee. Er war nur genießbar als wir noch Kaffee nachbestellten. Den Kaffee den wir im WOMO selbst zubereiten und natürlich marokkanischen Kaffee benutzen schmeckt allerdings vorzüglich und die Bohnen sind auch zu einem akzeptablen Preis zu bekommen. Hauptsächlich wird allerdings Pfefferminztee getrunken. Die Zubereitung wird immer richtig zelebriert. Zuerst kommt der Tee mit frischer Minze in einer Metallkanne auf den Tisch. Dann wird in diese Kanne jede Menge Zucker, ja richtig jede Menge darin aufgelöst. Kurz umgerührt und dann im hohen Bogen in ein Glas geschüttet. Der Kellner probiert dann natürlich und anschließend wird das Glas wieder in die Kanne geschüttet und evtl. noch einmal Zucker hinzugefügt. Diese Prozedur wird dann sooft wiederholt bis der Kellner zufrieden ist. Dann werden wieder im hohen Bogen die Gläser gefüllt. Der Tee schmeckt übrigens sehr lecker und wir verzichten deswegen gerne auf den Kaffee, genießen den Tee und bereiten Kaffee lieber selbst zu.

 

Nach einer recht unruhigen Nacht (Straße) brachen wir recht früh auf und erreichten nach etwa 80 km unser nächstes Ziel einen Campingplatz in Imsouane. Der Platz war zwar nicht gerade sehr einladend was die Toiletten bzw. Duschen betraf aber die Lage war sehr schön. Direkt auf einer Klippe über einer sehr schönen Bucht die vor Allem von Surfern beliebt ist.

 

Aus den geplanten zwei Tagen wurden dann schließlich doch fast eine Woche da wir dort sehr nette Leute kennen gelernt haben mit denen wir eine sehr schöne Zeit verbrachten. Hier kam auch wieder unser Smart aus der „Garage“. Nach zwei Monaten in denen der Smart nicht bewegt wurde ahnten wir schon was uns erwarten könnte. Der Smart hat eine „kleine“ Krankheit und zwar geht bei längerem Stehen das Lager der Lichtmaschine fest. Es rostet quasi fest. Dies ist uns schon einmal nach unserer Mittelamerikatour passiert aber da waren es zumindest mal fast ein halbes Jahr an dem der Smart nicht bewegt wurde. Wenn man die Krankheit kennt kann man auch entsprechend handeln. Dazu muss man „nur“ unter den Smart kriechen und mit einem 24’er Ringgabelschlüssel versuchen die Lichtmaschine wieder zu drehen. Nun da ich natürlich jede Menge Ringgabel dabei hatte die aber natürlich bei SW 22 endeten war ich natürlich froh dass Peter und Mechthild, unsere Nachbarn die mit einem 33 Jahre alten „Rüdel-Panther“ angereist waren und natürlich sämtliches Werkzeug mit an Bord hatten. Nachdem ich dann das Lager wieder gangbar hatte konnten wir dann doch endlich losfahren.

 

Unsere erste größere Tour führte uns am Sonntag in das Valèe du Paradis, in der Nähe von Agadir. Es ging eine ganz tolle Strecke von der Küste in die Berge und im eigentlichen, sehr engen Tal dann einen kleinen Fluss entlang. Wirklich sehr beeindruckend vor allem wenn man sieht wie schön grün die Gegend wird sobald etwas Wasser in der Nähe ist. Auf der Rückfahrt, kurz vor unserem Ziel passierte es dann. Die Küstenstraße war hier sehr schön und vor allem sehr Kurvenreich. Also geradezu geschaffen für den Smart (und für Klaus). Wie gesagt etwa 10 km vor dem Ende wurden wir an einem Parkplatz von einem Polizisten angehalten. Der sprach recht gut englisch so dass wir uns auch etwas unterhalten konnten. Zuerst dachte ich dass er eigentlich nur mal das Auto ansehen wollte denn wir waren mit Sicherheit nicht zu schnell unterwegs. Im ganzen Land sind nämlich sehr viele Geschwindigkeitskontrollen mit Radarpistolen und wir hörten schon dass die Polizei da ordentlich durchgreifen soll. Nun nachdem er die Papier, die wir zum Glück alle dabei hatten kontrolliert hatte kam er auf unser „Vergehen“ zu sprechen. Wir sollten die durchgezogene Linie überfahren haben. Ich war mir bewusst dass ich die ein oder andere Kurve etwas eng angefahren hatte (der Smart und ich waren schließlich in ihrem Element) aber mit Sicherheit habe ich niemanden überholt. Nun ja nach einer Weile erzählte er mir dass dieses „Vergehen“ 700 Dirham (das sind etwa 70€) kosten würde was uns natürlich schon sehr überrascht hatte. Einer der Polizisten (der leider keine englisch sprach) zeigte mir dann die Durchschläge der Strafzettel von „Vorgängern“ (natürlich alle in arabisch) auf denen die Zahl 700 als einziges von mir entziffert werden konnte (war ja auch ganz groß und fett aufgeführt). Ich habe dann also diesen Betrag herausgeholt und dem Polizisten gegeben. Daraufhin nahm er das Geld und sprach etwas von Halbe/Halbe (soweit konnte ich ihn verstehen). Er gab mir dann 300 Dirham wieder, steckte die restlichen 400 in die (eigene) Tasche und verzichtete auf das Ausfüllen des Papieres. Ich war so perplex dass ich gar nicht mehr zu handeln anfing, ins Auto stieg und weiterfuhr. Eigentlich wollten wir an diesem Abend noch lecker Essen gehen haben aber auf diesem Wege drei marokkanische Polizisten zum Essen eingeladen. Vielleicht haben sie auch ihren Kindern Schulbücher gekauft und dann soll es uns ja recht sein.