Vom Polizeistaat und einen Polizeitaxi

Wie immer erst mal der Reihe nach.

Nachdem wir mit dem Bus in Xichang (1500 Meter) ankamen erholten wir uns erst mal von der langen Busfahrt, immerhin fast 11 Stunden für 450 km. Der Fahrer verwechselte die Straße mit einer Rennstrecke und fuhr zum Teil abenteuerlich. Wir checkten in einem Hotel ein und bezogen erst mal unser Zimmer. Anschließend ging es gleich um die Ecke zum Essen. Nach einem kleinen Bummel gingen wir zurück ins Zimmer. Gegen 21 Uhr klopfte es an unserer Tür. Ich öffnete und draußen standen drei Polizisten. Sie wollten unsere Pässe und Visa sehen. Nachdem sie die Papiere ausgiebig (ich weiß nicht ob sie, mit Ausnahme der Visa überhaupt etwas damit anfangen konnten) verabschiedeten sie sich. Alles lief wie immer sehr höflich und freundlich ab. Dies war nicht unsere erste Begegnung mit der Polizei (siehe LINK). Aber es sollte noch schlimmer kommen.

 

 

Nach zwei Nächten in Xichang ging es wieder auf die Räder. Da unsere SIM-Karte für China nicht mehr funktionierte versuchten wir in einer Filiale von China Mobile eine neue Karte zu kaufen. Die Prozedur dauerte geschlagene 2,5 Stunden. Aber zum Schluß hatten wir wieder eine funktionierende SIM-Karte. Es ging auf der G108 immer in Richtung Norden. Gegen Abend, es sah nach Regen aus, bezogen wir in einem kleinen Ort ein Zimmer in einem Hotel. Die nächsten zwei Nächte bauten wir wieder unser Zelt auf. Am zweiten Tag ging es nochmal auf 2600 Meter hinauf bevor es dann 50 Kilometer auf 900 Meter hinunter ging. Dann folgte eine wirklich sehr  beeindruckende Strecke immer dem Fluß Dadu entlang. Zuerst war dieser Fluß auf eine Strecke von bestimmt 150 Kilometer aufgestaut. Am Ende dann ein riesiger Staudamm, nicht von der Breite her aber er war bestimmt an die 100 Meter hoch. Der weitere Verlauf an der Dadu war dann sehr beeindruckend. Der Fluß schlängelte sich durch ein sehr enges Tal und es ging immer wieder in kleinere Tunnels. Vor dem letzten Tunnel stand zum Glück am Eingang nicht die Länge des Tunnels. Andernfalls stünden wir heute noch dort denn Silke hatte panische Angst in Tunnels. Am Ende war dieser fast 5 Kilometer lang. 

 

 

Nach 85 Kilometer suchten wir - es zog schon wieder ein Gewitter auf - ein Hotel in einem Ort namens Jinkouhe das wir dann auch sehr schnell fanden. Wir bezogen unsere Zimmer. Nach etwa 15 Minuten klopfte es an der Tür. Ich öffnete und draußen standen wieder mal drei Polizisten die unsere Pässe sehen wollten. Kein Problem dachte ich und nachdem sie die Pässe kontrollierten (einer der Polizisten versuchte mit einer Spiegelreflex die Pässe zu fotografieren was ihm aber erst gelang nachdem ich ein „wenig“ nachgeholfen habe) gab uns der Boss der Truppe zu verstehen dass wir in diesem Ort nicht übernachten dürften; Sperrgebiet. Er forderte uns auf in den nächsten Ort Ebian zu fahren, dort könnten wir übernachten. Ich gab ihm zu verstehen, dass wir die knappen 30 Kilometer nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit schaffen könnten und außerdem wir schon 85 Kilometer in den Knochen hätten. Er gab uns zu verstehen ihm in die Polizeistation zu folgen. Wir packten unsere Sachen zusammen und die Polizisten schleppten unsere Taschen zu ihrem Pickup dem wir mit den Rädern bis zur Polizeistation folgten. Dort verluden wir die Räder und die Taschen auf den Pickup und zwei Polizisten fuhren uns nach Ebian. Das nenn ich Service und so kamen wir zu unserem ersten Polizeitaxi. Die Beiden fuhren uns dann mit Blaulicht (95% der Polizeifahrzeuge fahren ständig mit Blaulicht) nach Ebian. Es ist schon immer verwunderlich wie schnell die Polizei von unserer Ankunft erfährt. In diesem Ort waren wir keine 10 Minuten auf der Straße und „verschwanden“ sehr schnell im Hotel. Von dort bekamen sie sicherlich auch keine Info denn die Besitzerin wusste gar nicht dass sie keine Ausländer beherbergen durfte wofür sie sich bei uns immer wieder entschuldigte. In ganz China sind überall Kameras installiert, selbst in ganz kleinen Orten und Straßen sind diese Kameras. Sicher haben uns die Polizisten nur dadurch „finden“ können. Im Nachhinein waren wir natürlich froh nicht das Zelt aufgebaut zu haben. Dies hätte sicherlich größere Schwierigkeiten bedeutet.

Ach ja in Ebian im zweiten Hotel hatten wir auch noch eine lustiges Erlebnis. Wir checkten dort ein und die Managerin des Hotels fotografierte bestimmt schon zum x-ten male unsere Pässe und fragte uns mittels Handy und einem entsprechenden Übersetzungsprogramm nach dem Inhalt des Passes. Als sie uns fragte wie denn der Geburtsort von mir in Englisch heißt oder auch den Geburtsort von Silke wollte sie in chinesisch wissen. Es war zum Verzweifeln. Wir standen sicherlich, und das ist nicht übertrieben 2 Stunden am Tresen bevor wir dann doch endlich aufbrachen um etwas zu essen. Nachdem wir zurückkamen bat sie uns noch um eine halbe Stunde bevor sie mit ihren Eintragungen fertig wäre. Nach dieser halben Stunde brachte sie dann unsere Pässe aufs Zimmer.

 

 

Durch die Fahrt mit dem Polizeitaxi schafften wir die restlichen knappen 100 km am nächsten Tag dann doch noch bis Leshang. Dort bekamen wir in einer neu renovierten Jugendherberge ein ganz tolles Zimmer. Den nächsten Tag verbrachten wir mit faulenzen und der Planung für die weiteren Ziele. Am zweiten Tag ging es dann zu dem für Leshan berühmten „Giant Buddha“. Dieser wurde vor mehr als 1200 Jahren aus dem Fels gehauen und ist mit seinen 71 Metern der größte Buddha der Welt. Es war schon sehr beeindruckend wenn man von oben einen schmalen Steg nach unten wandert. Leider machten dies an diesem Tag auch mit uns jede Menge anderer Touristen aber wenn man schon mal da ist. Am Fuß unten angekommen kann man sich von den Dimensionen dieses Giganten überzeugen. Immerhin sind die großen Zehen 8,5 Meter lang.

Nach drei Nächten in Leshang wollten wir eigentlich weiter aber es kam anders wie gedacht. Wir beluden unsere Räder und fuhren morgens zuerst mal wieder bei unserem Lieblingsbäcker vorbei denn dort gab es sehr guten Cappuccino. Danach ging es in Richtung Stadtausgang. Wir kamen an einem Computerladen vorbei und ich wollte eigentlich „nur“ eine Festplatte als Backupplatte kaufen. Als ich den Jungs erklärte dass ich ein Problem mit meiner externen Platte hätte sahen war das für sie eine richtige Herausforderung der sie sich stellen wollten. Sie wollten versuchen die Daten auf der Platte zu retten. Es sah anfangs recht gut aus und so entschlossen wir uns die Sache fortzusetzen. Allerdings dauerte es furchtbar lang. Nach mehr als 6 Stunden gab ich auf und die Jungs wollten die „Rettung“ zu Hause über Nacht durchführen. Da sie am nächsten Tag nicht im Laden waren „mussten“ wir weitere drei Nächte in Leshan verbringen. Als ich am Donnerstag dann die Festplatte abholte waren alle Bilder wieder gerettet. Die Sache hatte allerdings einen Haken. Leider konnte das von den Jungs verwendete Programm zwar die Bilder zurücklesen vergab aber für jedes Bild einen neuen Dateinamen. So kann ich zwar die Bilder sehen diese aber mit dem Apple Fotoprogramm nicht verwenden es sei denn ich benenne knapp 30000 Bilder um. Zumindest kann ich die Bilder jetzt wieder anschauen und das ein oder ander auch wieder verwenden.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Dieter (Freitag, 04 Mai 2018 20:12)

    Klasse, was ihr so erlebt, weiter so. L G Karola u. Dieter